Bericht vom Besuch in Indonesien

Von der Sibirischen Kälte in Europa ins Land des ewigen Sommers 

Knapp über dem Äquator, noch auf der nördlichen Erdhalbkugel, befindet sich die nördliche Provinz von Sumatra, der größten Insel Indonesiens. In der Provinz Batak und auf der Insel Nias wohnen und arbeiten die Kapuzinerbrüder der Provinz Sibolga, die uns eingeladen haben, an ihrem Wahlkapitel Anfang Februar teilzunehmen. Da Indonesien nach der Vereinigung der Provinz Österreich-Südtirol als zweite Provinz nach Madagaskar der Verantwortung der deutschsprachigen Kapuziner anvertraut ist, habe ich als Missionssekretär die Einladung angenommen und unsere Brüder Barnabas und Anselm aus Südtirol besucht, die seit Jahren ihrer kapuzinischen Berufung in diesem Teil Asiens nachgehen. In diesem Jahr feiern wir 50 Jahre Präsenz der Südtiroler Kapuziner in Sibolga. Am 1. Februar 2012 bin ich in Begleitung von Bruder Alfred Kugler, der selbst 30 Jahre Missionar auf Nias war, für einen Monat nach Nias und Sibolga gefahren, um den Alltag der dortigen Brüder kennenzulernen. 

Im Jahre 1955 hatte sich der Bischof der Diözese Medan, Nord-Sumatra, an die deutsche Provinz der Rheinisch-Westfälischen Kapuziner mit der Bitte gewandt, personelle Hilfe in den Missionen auf den Inseln Nias und Sumatra zu leisten. Nach der erfolgreichen Hilfe der deutschen Kapuziner in den Missionen, wandte sich der Bischof im Jahr 1962 noch einmal mit der Bitte um Hilfe, dieses Mal an die Kapuziner aus Südtirol. Und so kamen die ersten Kapuziner aus Südtirol noch im gleichen Jahr nach Nias und Sumatra. Die ersten waren Pater Hilarius, danach Pater Barnabas Winkler und Pater Anselm Vettori, Pater Leonhard Beikircher, Pater Alfred Kugler, Pater Albert Piok und Pater Wilfried Winkler, ein Bruder von Pater Barnabas. 

Mit welchem herzlichen Einsatz die europäischen Kapuziner ihre Missionstätigkeit aufgenommen haben, zeigt die Tatsache, dass schon im Jahr 1976 die erste Kapuziner- provinz in Indonesien gegründet wurde, die drei Regionen umfasste: Medan, Sibolga und Pontianak. Im Jahr 1994 hat dann der General unseres Ordens aus den drei Regionen drei unabhängige Provinzen gemacht: Provinz Medan, Provinz Sibolga und Provinz Pontianak. 

Die Provinz Sibolga, wo heute immer noch Bruder Barnabas und Bruder Anselm arbeiten, erstreckt sich auf der ganzen Insel Nias und auf dem südlichen Teil von Batak auf Sumatra, von Sibolga bis zur Hauptstadt von Nordsumatra – Medan. In Sibolga hat auch der Bischof der Diözese seinen Hauptsitz. Aus diesem Grund ist auch 2007 der Provinzial aus der Provinz Gunungsitoli auf der Insel Nias nach Sibolga umgezogen. 

I. MEDAN

1. Von Innsbruck nach Medan
1. Februar 2012. Nach dem Mittagessen mit den Brüdern in Brixen sind wir mit Alfred am Flughafen Innsbruck angekommen, von wo wir am Abend Richtung Frankfurt geflogen sind. Es war schon der Abend vom 1. Februar und extrem kalt. Innsbruck war wieder einmal komplett mit Schnee bedeckt. In Frankfurt sind wir dann in die riesige Boing 777 eingestiegen, um von der „ewigen Kälte in den ewigen Sommer“ zu fliegen. Wir haben Singapur erreicht und dort einen neuen Flieger genommen, um weitere zwei Stunden nach Medan zu fliegen. In der Hauptstadt von Nord-Sumatra wurden wir von der netten Schwester Veronika vom Klarissenkloster in Sikeben empfangen. Nach der zweistündigen Fahrt, die mich an meine schwierigsten Zeiten in Bulgarien erinnert hat, haben wir die „Oasis“ der Schwester erreicht. Es war dunkel, deswegen haben wir nicht sehr viel gesehen, aber wir haben eines verstanden: wir sind auf der falschen Straßenseite gefahren, links… Willkommen in Asien. 

2. Sikeben
Wenn wir von den Kapuzinern in Indonesien sprechen, dürfen wir keineswegs die Klarissen-Schwestern und die Franziskaner-Schwestern aus Reute in Deutschland vergessen, da die Mission im Bistum Sibolga auf folgenden drei Franziskanerorden basiert: Kapuziner, Klarissen und Franziskanerinnen aus Reute.
Das Kloster Hl. Agnese aus Prag ist nicht nur ein Schwesternkloster, sondern ein ganzer Komplex aus Gärten und Gebäuden, die die geistige Formierung zum Zweck haben. Ich konnte zum ersten Mal sehen, wie Kokosnüsse, Papayas, Kakao und Kaffee wachsen. Die unterschiedlichen Ebenen der Gärten erzeugen auf der einen Seite eine ruhige Atmosphäre, die beim Nachdenken hilft, und auf der anderen Seite geben sie die Möglichkeit, das Gefühl des nahen Dschungels kennenzulernen. Die Schwestern haben die wilde Natur zu bewohnen gelernt, ohne sie zu zerstören und dies hat ihnen die Möglichkeit gegeben, weiterhin ihren Lebensrhythmus zu behalten und dabei den Besuchern die unglaubliche Berührung mit den Äquatorwäldern unvergesslich zu machen. Die Schwestern füttern die Natur mit ihren Gebeten und dem Loben des Schöpfers und die Natur bedankt sich mit den Früchten, die auf Palmen, Bananenbäumen, Papaya und vielen anderen wachsen. Sogar die Hitze, die einem überwältigend vorkommt und ohne Gnade den menschlichen Organismus quält, kommt einem hier erträglich und nicht belastend vor.
In der Erwartung des Flugzeuges nach Nias ist unser erster Tag in Indonesien vergangen. 

3. Von Sumatra nach Nias
Am 4. Februar und am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Indonesien haben wir uns von Medan auf die Insel Nias und deren Hauptstadt Gunungsitoli begeben, wo unsere Missionarsbrüder weiterhin arbeiten und wo bis heute immer noch das Kapuzinerherz aus der Provinz Sibolga schlägt.
Als wir vom Flugzeug auf der Landbahn von Gunungsitoli ausgestiegen sind, habe ich sofort verstanden, warum nur die Kapuziner und keine anderen Orden auf Nias arbeiten. Hier will einfach keiner hin, man kann hier nicht atmen. Beim ersten Atemzug spürt man sofort, wie die heiße Luft das Innere verbrennt. Die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit, die meiner Ansicht nach 100 Prozent ist, sind unerträglich. Im Unterschied zu mir fühlte sich Alfred um zehn Jahre jünger, als er den Boden von Nias betrat und wurde mit beachtlicher Energie geladen.
Begleitet von Pater Johannes, der aus der Deutschen Kapuzinerprovinz stammt, seit mehr als 40 Jahren auf Nias lebt und aktuell Guardian im Kloster Laverna in Gunungsitoli ist, machten wir uns auf den Weg zum Kapuzinerkloster. Johannes hat auch das Museum von Nias in Gunungsitoli gegründet und mehrere Bücher über die Geschichte, die Kultur und das Leben in Indonesien geschrieben. Zusammen mit ihm und unserer weiteren Begleitung, Bruder Primus, fuhren wir auf der Hauptautobahn der Insel und hörten Johannes zu, der uns durch das Autofenster die Umgebung zeigte. Natürlich kannte Alfred den Weg auswendig und zeigte uns, wo der Weg zu seinen früheren Stationen abbiegt. Leider haben das letzte Erdbeben und die Tsunamiwelle alles zerstört, was er mit so viel Mühe aufgebaut hat. Aber auf den Platz des alten kommt das neue, was wir einige Tage später persönlich erleben konnten.

II. NIAS 


4. Gunungsitoli – wir beginnen unseren Arbeitsbesuch 
Es waren noch drei Tage bis zum Kapitel, deswegen machten wir uns auf den Weg, Gunungsitoli und die umliegenden Orte zu besuchen. Hier wird neben Indonesisch auch die Sprache Nias gesprochen, die sehr viele Berührungspunkte mit der Sprache auf Madagaskar hat. Anstatt mit Horas zu begrüßen, machten wir das mit Ya’ahowu. 

Auf Nias befinden sich 4 Gemeinden, die von unseren Brüdern der Provinz Sibolga betreut werden. Hier wohnen ca. 150 000 Katholiken, die zum größten Teil von den Kapuzinern betreut werden. Hier habe ich erfahren, dass Nias nicht nur eine Insel ist, sondern auch den größten indonesischen Katholikenstamm darstellt, weil genau hier die meisten Katholiken wohnen. Der zweite große Stamm befindet sich zwischen Sibolga und Medan auf Sumatra, wo die Brüder fast weniger als die Hälfte betreuen, etwa 50 000 Katholiken.
Jede Gemeinde hat kleinere Stationen, die auf der ganzen Insel verteilt sind, wo mindestens einmal alle drei Monate ein Gottesdienst gefeiert werden muss. Von diesen Stationen gibt es ca. 800. Genau diese Stationen, wo es meistens nur eine Kirche und einen Raum (eine Aula) für die Treffen der Menschen gibt, machen unsere indonesischen Brüder zu Missionaren in ihrem eigenen Land.
Außer der „Paroki“, wie auf Indonesisch Gemeinden und deren Kirchen heißen, befindet sich in Gunungsitoli auch das Haus des Postnoviziates, wo neun Brüder nach dem Noviziat ein Jahr zusammen verbringen, um ihre Berufung zu entdecken, ob sie dann „Frater“, also Kandidaten als Priester oder nur „Saudara“, also ein Bruder ohne kirchliche Verpflichtungen werden.
Nach einer kurzen Pause kamen wir im Haus des Postnoviziates an, wo auch Anselm Vettori wohnt. Wir fanden ihn auf seinen Motorradfahrer wartend, der ihn in die Gemeinde begleiten sollte. Wir konnten einige Begrüßungsworte miteinander wechseln bis auf einmal der Fahrer kam und Anselm blitzartig auf die Maschine stieg und wir ihm dann erst zwei Tagen später wieder begegneten, als er zum Kapitel kam.
Wir konnten die Gesellschaft von Anselm nicht genießen, allerdings kam dann Pater Hadrian zu uns, ein weiterer Bruder aus der deutschen Kapuzinerprovinz, bekannt durch seine Gottesdienstbücher, die er in der Nias-Sprache herausgebracht hat. Zur Freude von Alfred hatte Hadrian ein eben gedrucktes Nias-Buch mit Gottesdienst-Texten fürs Jahr ABC und Psalmen mit den Melodien mitgebracht. Während wir eine von Alfred geschmuggelte Südtiroler Wurst verkostet und ein dortiges Bier getrunken haben (bei diesen Temperaturen kommt einem jedes Bier wie ein Forst-Sixtus vor) sind die Brüder aus dem Postnoviziat gekommen. Am meisten hat sie aber nicht das Bier oder die Wurst interessiert, sondern der riesige menschliche Körper, den sie in meiner Person gesehen haben. Wir haben die notwendigen Fotos gemacht und die Jugendlichen sind zum Duschen verschwunden. Wir sind dagegen zurück nach Laverna in St. Leopold gefahren, wo wir dachten, dass wir unser Abendessen genießen werden. Aber der Guardian Johannes lud uns ins Kloster, nur einige Meter vom Zentrum entfernt, zum Abendessen ein. Wir waren von der großen Anzahl an jungen Kapuzinern, 13 insgesamt, angenehm überrascht. Sie wiederrum waren von den zwei Gästen, die beide zusammen 300 kg Lebensgewicht bringen, angetan. Unser Herz hat sich erfreut, da wir die Zukunft nicht nur der Provinz sondern des gesamten Ordens gesehen haben.

5. Besuch der Klarissenschwestern und unseres Tiroler Bruders Barnabas 
So kommen wir zum fünften Tag unseres Aufenthaltes in Indonesien. Am Morgen sind wir zu den Klarissenschwestern gefahren, wo auch Barnabas seine Physiotherapie absolviert. 

Unser Bruder Barnabas Winkler ist eine lebende Legende der Mission in Sibolga. Ehemaliger Provinzial, ehemaliger Administrator der Diözese und heute ein von vielen Krankheiten heimgesuchter Mann, war sehr überrascht, als er uns gesehen hat. In der Tat hat er viel besser ausgeschaut als das letzte Mal, wo ich ihn in Münster gesehen habe – als ob er jünger geworden wäre. Inzwischen kann er auch ohne einen Stock gehen. Er hat sogar eine gute Portion Humor, um die Schwestern zu verärgern: er tut einfach so, als ob er umfällt und sie kriegen dabei die Krise. Im Großen und Ganzen geht es ihm also gar nicht mal so schlecht.
Die Schwestern haben ein Physio-Zentrum im Kloster, deswegen kann Barnabas so gute und kompetente Pflege genießen. Obwohl er sich beschwert, dass seine Besserung so langsam vorangeht, müssen wir Gott danken, dass es überhaupt so vorangeht. Der Rest kommt von alleine.
Die Schwestern zeigten uns ihr Kloster, das hoch oben unterhalb des Waldes liegt und wo normalerweise keiner reinkommt. Vom Kloster genossen wir den unglaublichen Ausblick auf Gunungsitoli und aufs Meer. Und wenn dann die Tür aufgemacht wurde, konnten wir in die Welt des Waldes eintreten. Hier bauen die Schwestern Kokosnüsse, Bananen und viele anderen Früchte an, die ich nicht benennen kann. Inmitten des Gartens konnten wir einen neu gebauten Pfad sehen, der die Stationen des Kreuzwegs zeigt. Schon wieder hatten wir die Möglichkeit, in zwei Welten, der des Meeres und des tropischen Waldes, parallel zu sein. Genauso wie in Sikeban, können die Schwestern harmonisch mit der sie umgebenden Natur leben.
Neben dem Wunder der Natur haben die Schwestern auch ihre täglichen Aktivitäten. Sie stellen der ganzen Diözese in Sibolga, wie auch die Schwestern aus Sikeben der Diözese in Medan, alle Sachen für den Gottesdienst zur Verfügung: die Kleidung, die Hostien, die Kerzen, alles Dinge, ohne die eine Kirche nicht existieren kann. 

6. Kapitel der Provinz Sibolga 
So kam der siebte Tag im Februar und am Morgen um 8.30 Uhr begann mit einem feierlichen Gottesdienst das Wahlkapitel der indonesischen Kapuzinerprovinz Sibolga auf der Insel Nias im Kapuzinerzentrum St. Leopold in Gunungsitoli. Alle angereisten Kapuziner der ganzen Provinz beliefen sich auf ca. 80 Brüder.
Der Gottesdienst wurde geleitet von Bischof Ludovikus aus Sibolga, ein Kapuziner und ein ehemaliger Provinzial der Provinz. Während des Gottesdienstes und am Anfang des Kapitels hat der Bischof noch einmal betont, dass die Missionszeit vorbei ist und jetzt der normale Alltag begonnen hat. Es gibt viele Gemeinden und viele Pfarreien und die Kirche in Indonesien ist groß. Der Geist der Kapuziner, der gläubige Geist muss stärker sein als Blut (diese Bemerkung sah ich als Wunsch nach Trennung). Und die Zukunft der Kirche ist in ihren Händen. 

Nach Bischof Ludovikus lieferte Provinzial Bonifacius einen Bericht über die vergangenen drei Jahre der Leitung seines Definitoriums.
Zum 31. Januar 2012 hat die Provinz Sibolga 66 Brüder mit ewigen Professen, 40 Brüder mit zeitlichen Professen, 9 Novizen und 8 Postulanten. Fünf Brüder sind außerhalb des Ordens in Exklaustration. Die Brüder leben in 5 normalen Klöstern, zwei Formationsklöstern, 7 Pfarreien und 3 Häusern, wo mehr als vier Brüder auf einmal wohnen. Insgesamt hat die Provinz Sibolga 106 Brüder mit Profess und 17 Brüder in Postulat und Noviziat.
Am 9. Februar am Nachmittag um 15 Uhr haben die Brüder der Provinz Sibolga mit der Wahl des neuen Provinzialministers und seinem Definitorium begonnen. Das neue Definitorium der Provinz Sibolga stellt sich so auf: Prov. Minister, Bruder Metodius Sarumaha Prov. Vikar, Bruder Romanus Daeli 2. Def. Bruder Alosius Telaumbanna 3. Def. Bruder Аfredo Jagat 4. Def. Bruder Serwasius Sihotang
Die Brüder aus Sibolga haben entschieden, sich in zwei Provinzen aufzuteilen: Provinz St. Fidelis aus Batak – Sibolga und Provinz St. Felix aus Kantalice auf Nias. Der Zeitraum für die offizielle Trennung muss vom Generaldefinitorium in Rom bestimmt werden. 

7. Kinderdorf Fodo und die physisch kranken Kinder 
Begleitet von Bruder Leopold, dem jungen Pfarrer, sind wir in das nahe liegende Zentrum für Kinder mit physischen Erkrankungen in Fodo zu Besuch gegangen. 

Dieses Kinderdorf, gegründet von den Franziskanerschwestern Kordis Jesu aus Marie Salzkoten bei Paderborn in Deutschland, das auch heute noch von ihnen betreut wird, gibt 40 Kindern mit unterschiedlichen physischen Erkrankungen eine Bleibe. Im Zentrum arbeiten drei Schwestern, die alle aus Indonesien stammen.
In Indonesien und vor allem auf Nias, werden Kinder mit physischen Erkrankungen von der Gesellschaft ausgestoßen und auch von ihren Familien. Falls sie es überleben, sind sie von ihren Verwandten verlassen und müssen selber für sich sorgen. Aus diesem Grund besuchen die Schwestern die Familien und nehmen die Kinder zu sich oder die Familien bringen die kranken Kinder ins Zentrum, wo die Schwestern alles ermöglichen, damit die kranken Kleinen in würdigen Bedingungen leben können.
Im Zentrum befindet sich ein Zentrum für Physiotherapie, Erzieher, die passende Schule und Mithelfer, die die Schwestern unterstützen, die Kinder wieder ins Leben zu integrieren.
In den meisten Fällen organisieren die Schwestern Operationen für diese kleinen Menschen und mit Gottes Hilfe schaffen sie es, die Kinder in ihre Familien zurückzubringen. Die schwierigen Fälle bleiben meistens bei den Schwestern und lernen, mit ihren Erkrankungen zu leben.
Das Zentrum hat auch Arbeitsstätten, wo Mädchen das Nähen lernen und Jungen mit Metall zu arbeiten oder das Löten lernen. Dort haben wir auch einen 14-jährigen Jungen getroffen, der nicht ohne Gehhilfe laufen kann und zudem kein Wort spricht.
In ihrer Tätigkeit werden die Schwestern nicht vom Staat finanziert, sondern müssen sich ihre Sponsoren selber suchen. So kriegen sie z.B. Hilfen aus Holland und von ihren Schwestern aus Reute, die in diesem Jahr ihr ganzes Einkommen diesem Kinderdorf gespendet haben. Im Zentrum gibt es neben den kranken Kindern auch Schulen für gesunde Kinder vor allem aus katholischen und christlichen Familien. Die monatlich notwendigen Finanzmittel der Schwestern belaufen sich auf ca. 4000 Euro und das beinhaltet nur die Gehälter der Mithelfer. 

8. Gidö, Idnaö Gawo,Tеluk Dalam und Amandraya 
Gidö Das ist das Kloster der Schwestern aus Reute in Deutschland. Mit Hilfe von Wohltätern aus Deutschland wurde hier ein Zentrum für Kinder gebaut, die bei der Geburt zu Waisen werden. Es ist eine Art Kinderdorf, die Kinder hier sind aber nicht behindert. Das Kinderdorf wurde durch die Erdbeben im Jahr 2005 zerstört. Die Schwestern haben danach das Dorf wieder aufgebaut und ihre Tätigkeit erweitert und auch eine Grund- und Hauptschule eröffnet. Im Kinderdorf arbeiten 3 Schwestern und 10 Mitarbeiter, die die Schwestern bei der Arbeit mit den Kindern unterstützen. Hier wohnen 17 Kinder, das kleinste ist erst zwei Monate alt und wurde die ganze Zeit von einer der Schwestern getragen, die uns das Dorf zeigte. Es ist interessant, dass manche Eltern, wenn die Kinder groß werden und bereits in der vierten oder fünften Klasse sind, sie wieder nach Hause nehmen. Aber das sind eher Sonderfälle. Leider haben die Kinder auch sehr selten die notwendigen Adoptionsunterlagen. 

Idnaö Gawo Es ist festzuhalten, dass Nias eine sehr saubere Insel ist. Hier findet man kaum Müll auf der Straße. Allerdings kann man nicht übersehen, wie der ganze Müll ins Meer geleitet wird und die ganze Kanalisation dort einfließt. In Idnaö Gawo begrüßt uns eine sehr schöne, junge Schwester, die uns das ganze Kloster zeigte. Die Folgen des Erdbebens sind auch hier nicht zu übersehen, die meisten Gebäude sind nicht älter als 10 Jahre. In diesem Kloster der Franziskanerschwestern gibt es kein Kinderdorf, dafür aber ein Krankenhaus, das von den Schwestern geleitet wird. Die Gemeinde in Idnaö Gawo hat auch eine neue Kirche und ein neues Pfarrhaus. Ich fand es aber schade, dass alles das bis zum letzten Jahr den Kapuzinern aus Sibolga gehörte und jetzt sind hier Weltpriester zu Hause.
Tеluk Dalam Als erstes haben wir ein Ausbildungszentrum besichtigt, das von den Kapuzinern geleitet wird.
Im Zentrum des Gebäudeensembles ist eine Kapelle zu sehen, die von zahlreichen Unterrichtsräumen umschlossen ist. Der Direktor der Schule, ein Mitbruder, erklärte uns, dass es so viele Kinder sind, dass er mindestens noch zwei weitere Räume benötigen würde. Er hat uns gezeigt, wo die neuen Räume entstehen könnten. Jetzt gibt es dort einen großen Spielplatz. Das einzige Problem sind die fehlenden finanziellen Mittel.
Das Kloster befindet sich auf dem Berg der wunderschönen Teluk Dalam Bucht. In der Nähe des Klosters gibt es wieder ein Ausbildungszentrum, das von den Kapuzinern aus Nias gegründet und geleitet wird. Die Pfarrkirche ist in dem für Nias typischen Stil gebaut, in der Form eines alten Schiffes. Bevor wir auf die Terrasse gingen, die zum Pfarrhaus führt, haben wir Käfige mit verschiedenen Tieren gesehen wie Papageien und Kapuzineraffen.
Amandraya Amandraya ist jene Gemeinde, wo Alfred in den letzten 14 Jahren gearbeitet hat. Deshalb war es selbstverständlich, dass unser Besuch von traditionellen Festlichkeiten begleitet wurde. Gleich nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren, wurde Alfred auf die Hände genommen und festlich auf einen Thron in der Aula von Amandraya gesetzt. Hier hatten unser Mitbruder Robert und seine Gemeinde die Festlichkeiten vorbereitet. Das waren traditionelle Grüße in Form von Tänzen, eines traditionellen Kleidungsstückes aus Nias und ein Abendessen mit einem gebackenen Schwein als Hauptgericht. Später haben wir erfahren, dass für das Essen drei Schweine ihr Leben opfern mussten.
Am nächsten Tag zelebrierte Alfred mit mir und Robert die Eucharistie in der Sprache der Nias. Der Gottesdienst wurde musikalisch von allen Gemeindegruppen gestaltet. Nach dem Gottesdienst haben wir zusammen mit der ganzen Gemeinde in der Aula zu Mittag gegessen. Nach dem Essen gab es wieder ein Programm mit Tänzen und Grüßen zu unserer Ehre, aber vor allem zur Ehre von Alfred. 

9. Tögizita – willkommen im Nias-Dschungel 
Eine Stunde von Amandraya entfernt befindet sich die nächste Kapuzinergemeinde in Tögizita. Der Weg dorthin war sehr schön entlang der Meeresküste. Dann führte der Weg in Richtung des Gebirges und des Dschungels. Die Straßen wurden schmaler und dunkle Wolken zogen auf. 

Wir haben unsere Mitbrüder erreicht, die wir zuletzt während des Kapitels in Gunungsitoli getroffen haben. Nach dem herzlichen Empfang konnten wir eine Erfrischungsdusche nehmen. Hier war die Hitze allerdings nicht so schlimm. Wir waren auf 500 m Höhe und die Luft war ganz frisch.
Die Brüder in Tögizita sind zu viert und arbeiten in der hiesigen Gemeinde und in 43 weiteren kleineren Stationen, die zur Gemeinde gehören. Sie sind im ganzen südlichen Dschungel verteilt, deshalb hat mich der Parkplatz mit Motorrädern wie Kawasaki, Honda, etc. nicht überrascht. Hier kann man sich auf andere Weise eigentlich nicht fortbewegen.
In der Gemeinde in Tögizita sind auch die Schwestern aus Gunungsitoli, die ein Internat für Mädchen und eine Schule für Schneiderinnen führen. Somit können 9 Mädchen aus Dschungeldörfern einen Beruf erlernen. Neben der Schule haben die Schwestern auch ein Krankenhaus und ein Zentrum für Waisenkinder. Dort wohnen 14 Kinder und das Kleinste ist zwei Wochen alt. Seine Mutter ist während der Geburt gestorben. Leider gibt es hier einen sehr hohen Prozentanteil an Frauen, die während der Geburt sterben.
Die Kapuziner haben auch ein Internat für Jungen, die in der Mittelschule sind. Die Schule wird vom Staat finanziert. Hier werden 9 Jungen ausgebildet.
Nach 2.5 Tagesreisen sind wir zurück nach Laverna in Gunungstoli gefahren. 

10. Der kleine große Riese. Die Mission von Anselm 
Ich habe großen Respekt gegenüber den Tätigkeiten unseres Mitbruders Anselm aus Südtirol, der vor 40 Jahren die Dolomiten mit dem Dschungel in Nias getauscht hat. Heute besuchten wir Laisa und 40 weitere Stationen, wo Anselm fast 30 Jahre lang gearbeitet hat. Der erste Ort in der Region von Laisa ist 30 km von Gunungsitoli entfernt. Aber wir sind fast 2 Stunden gefahren, weil die Orte wegen der tropischen Wälder schwer zu erreichen sind. Es gab Stellen, wo auch unser Jeep Schwierigkeiten hatte. In diesem Moment habe ich verstanden, dass in Indonesien ein gutes Motorrad viel wertvoller ist als das beste Auto. 

In Laisa hat Anselm eine Kirche und eine dazu gehörende Aula gebaut, wo Treffen, Kurse und andere Veranstaltungen stattfinden. Da die Leute in den naheliegenden Orten sehr arm sind und nicht reisen können, organisiert Anselm mit ausgebildeten Katechisten Kurse über das Evangelium, den Gottesdienst und die Sakramente. Es gibt auch Verantwortliche, die bei einer Abwesenheit von Anselm, Wortgottesdienste organisieren. Da manche von den Leuten von sehr weit zur Station kommen, gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten.
Einige von den Stationen sind auch mit dem Motorrad nicht erreichbar und Anselm muss dorthin zu Fuß gehen. Um alle Stationen zu besuchen, würde er 3 Monate brauchen, ohne zurück nach Gunungsitoli zu fahren, und dabei geht es nur um einen Radius von 60 km.
Auf dem Weg nach Alasa trafen wir Kinder auf ihrem Weg von der Schule nach Hause, die trotz der Hitze jeden Tag sehr fröhlich viele Kilometer zurücklegen. Hier gibt es keine Busse und Autos sind kaum zu sehen.
Der weitere Weg nach Alasa ist asphaltiert. Wir erreichten die Hauptstation mit der neuen Kirche, die sowohl von außen als auch von innen sehr schön ist. Daneben befindet sich die noch nicht fertige Aula, die für Treffen und als Spielplatz dient. In der Aula gibt es auch Schlafzimmer für Jugendliche, die von entfernten Orten kommen, um hier zu lernen. Zurzeit gibt es nur einige Jugendliche.
Die Brüder haben uns erklärt, dass die Hauptkirche durch den sogenannten Schutzbaum geschützt wird, durch eine Art „Baumwand“. Obwohl wir nicht so weit weg waren, hatten wir das Gefühl, dass wir am Ende der Welt sind. Um 16:00 Uhr waren wir zurück in Gunungsitoli, aber ich hatte das Gefühl, eine Ewigkeit sei vergangen.
Am Ende unseres Besuches bei Anselm hatte ich noch größeren Respekt zu allem, was er macht. Der liebe Gott möge ihm viel Kraft geben, um buchstäblich das Wort Gottes zu den Leuten zu bringen. 

11. Lahewa – die nördlichste Kapuzinergemeinde 
Heute war unser Ziel Lahewa, die am nördlichsten gelegene Kapuzinergemeinde auf Nias. Der Nordteil ist landschaftlich anders als der zentrale und südliche Teil. Lahewa hat mehr Bananen- und Palmenbäume. Lahewa ist genau wie die himmelblauen Lagunen in einem Reiseprospekt. 

Die Gemeinde liegt 5 km von der Küste entfernt. Nach dem Erdbeben 2005 ist das Meer 1 km zurückgegangen und die Insel hat 3 m Höhe dazugewonnen. Die Häuser auf dem Weg nach Lahewa sind auch sehr schön. Zum ersten Mal sah ich hier Enten.
In der Gemeinde in Lahewa wohnen zwei Brüder Kapuziner. Neben der Gemeinde mit 7000 Gläubigen bedienen sie noch weitere 36 Stationen.
Auf der anderen Seite der Pfarrkirche wohnen die Schwestern aus Holland. Sie kümmern sich vor allem um die Hauptschule, die in der Nähe der Kirche und des Kapuzinerklosters liegt. 350 Kinder aus entfernten Orten besuchen die Schule.
Hier muss ich erwähnen, dass das ganze Schulzentrum von der Provinz Bolzano- Bosen neu gebaut wurde. Am Haupteingang ist ein Schild mit dem Tiroler Adler und mit dem Namen der Gebäudespender zu sehen. Dort ist auch die Unterschrift von unserem Landeshauptmann Luis Durnwalder zu sehen. 

12. Besuch im liturgischen Zentrum und in der Holzwerkstation 
In den letzten Stunden auf Nias besuchten wir das liturgische Zentrum und den Verlag Hadrian in Gunungstoli. Studenten, die in der Katechismus-Schule oder in der Stadt lernen, haben hier die Möglichkeit, ein bisschen Geld dazu zu verdienen. Hier werden alle liturgischen Bücher in der Nias Sprache herausgegeben. 

Unsere letzte Station war eine Holzwerkstation, wo vier Brüder Kapuziner arbeiten. Sie ist auf der ganzen Insel für die Anfertigung von Möbeln berühmt. Am 17. Februar war unser Abenteuer auf Nias zu Ende, aber bevor wir ins verschneite Europa zurückkehrten, stand uns noch der zweite Teil unserer Reise bevor – unser Aufenthalt in Sumatra, Indonesien.

III. SIBOLGA

13. Ankunft in Sibolga.
Sibolga, Postulat, Reuteschwestern in Pandan, kleines Seminar
Wir sind im Kloster Johaneum angekommen, haben eine Erfrischungsdusche genommen und sind zum Frühstück gegangen. Die Brüder haben uns sehr herzlich aufgenommen. Wir nutzten die Gelegenheit, mit dem neunen Provinzial Methodius zu sprechen. Nach dem Frühstück besuchten wir Bischof Ludowikus, der seinen Amtssitz im Pfarrzentrum gegenüber dem Kloster hat. Metodius bleibt bis Ende Februar in seiner alten Funktion als Sekretär des Bischofs. Seine neuen Aufgaben als Provinzial zwingen ihn, seine alte Funktion aufzugeben und der Bischof ist auf der Suche nach einem Nachfolger, was aber nicht sehr leicht ist.
Metodius hat Alfred und mich zur Audienz mit dem Bischof gebracht, den wir bereits aus Südtirol kennen.
Der Bischof hat uns erzählt, dass es 30 Weltpriester in der Diözese gibt, viel weniger als notwendig sind. Es gibt auch ungefähr so viele Seminaristen. Interessant ist, dass die meisten von der Insel Fodo kommen. In Sibolga gibt es auch ein kleines Priesterseminar, aber nur 15% bleiben für das große Priesterseminar. Die Priesterkandidaten kommen meistens nach dem Abitur. Die Diözese hat ein spezielles Formationsprogramm vorbereitet, das zur Aufgabe hat, zivile Vertreter vorzubereiten, die die Priester in den verschiedenen Stationen vertreten, wenn sie nicht anwesend sein können. Es wird sehr intensiv daran gearbeitet, dass die Vertreter treu der Lehre der Kirche in Einheit mit dem Pfarrer und dem Bischof bleiben. Das Programm wurde 2010 gestartet und wird bis 2014 dauern. Während unseres Besuchs bei Anselm konnten wir eine von den Gruppen sehen, die an dem Programm beteiligt sind.
Nach dem offiziellen Gespräch mit dem Bischof, wo wir auch über die künftige Entwicklung der Kapuziner gesprochen haben, haben wir die Residenz des Bischofs besucht. Sie befindet sich in einem Haus, das vor 50 Jahren von den Holländern gebaut wurde, einige Meter vom Pfarrzentrum und dem Amtssitz des Bischofs entfernt. Was besonders beeindruckt sind die Einfachheit und die Bescheidenheit des Bischofs, die ich auch bei den Brüdern auf Nias beobachten konnte.
Mela. Postulat
Nach dem Treffen mit dem Bischof haben wir die Postulanten besucht. Begleitet von Bruder Julius sind wir 3 km südlich von Sibolga gefahren, wo sich in einem wunderschönen Kloster auf einem Berg, das über dem Ozean schwebt, die Kandidaten für das Kapuzinerleben vorbereiten. Zurzeit wohnen dort 8 Junge, die das Leben vom Hl. Franziskus und die Geschichte der Kirche studieren. Das Kloster ist in einem Wald aus Bananenpalmen und anderen Pflanzen versteckt. Die Atmosphäre hier ist atemberaubend, hier kann man wirklich den Geist des Hl. Franziskus spüren, der in Schwester Natur die Liebe Gottes zu den Menschen fand. Es ist ein sehr passender Ort, um in die Spezifika des Kapuzinerlebens hineinzukommen.
Die Brüder Postulanten müssen sich um alles kümmern – um das Kloster, ums Kochen, die Wäsche, etc. Wir trafen sie in der Zeit, als sie für den Sonntag aufräumten. Sie unterstützte ihr Magister, der für sie in diesem einen Vorbereitungsjahr verantwortlich ist.
Pandan Die Reuteschwestern haben wir am Nachmittag besucht. Sie wohnen in Pandan, 15 Minuten von Sibolga entfernt. Hier wohnen 10 Franziskanerschwestern. Die Gemeinde wurde von den Reuteschwestern aus Deutschland gegründet. Ihr Kloster wurde 2007 neu gebaut und dient als Regionalkloster. Von hier aus werden die Aktivitäten der Schwestern in allen Klöstern auf Sumatra koordiniert. Die Schwestern sind bereits Einheimische und sie machen ihre Aufgaben, beauftragt von der Kirche und Christus, sehr gut.
In der Nähe vom kleinen Diözese-Seminar haben wir auch die Gymnasiasten besucht, die eventuell in Zukunft das Priesterleben wählen wollen. Es sind 70 aus der ganzen Diözese Sibolga. Nach ihrem Gymnasialabschluss entscheiden sie, ob sie für das Priestertum weiterlernen wollen oder nicht.

14. Pangaribuan, Tumbajae 
Alfred und ich, begleitet von Bruder Martinian und Schwester Toma, sind um 9.00 Uhr nach Pangaribuan gefahren. Schwester Toma ist eine der ersten Missionarinnen von den Franziskanerschwestern aus Reute. Der Weg war sehr schlecht, an einigen Stellen gut wie in Südtirol, an anderen schlimmer als die Balkanwege in Bulgarien mit sehr vielen Kurven. Der Weg geht durch einen Wald von Kokos- und Olivenbäumen, Bananenpalmen und Gummibäumen. Auf den ebenen Flächen sind Reisplantagen zu sehen, die wie grüne Teppiche mitten im Dschungel liegen. Der Dschungel in Sumatra ist anders als der Dschungel auf Nias, er ist typisch tropisch. Verschiedene Arten von Schlangen, vor allem Pythons sind hier zu Hause. Falls ein Haus keine Katze hat, die sich um die Mäuse kümmert, wird das früher oder später der Python erledigen. 

Es ist interessant, dass alle Kirchen und Pfarrzentren außerhalb der Orte und immer schwer zu erreichen sind. Die Moscheen und die protestantischen Kirchen sind immer in der Nähe von Straßen und Wegen. Die Katholiken, die der hiesigen Bevölkerung viel mehr als die anderen anbieten, was Schulen, Krankenhäuser, etc. angeht, sind immer draußen. Trotzdem steigt die Anzahl der Gläubigen, die Christus folgen wollen. Wir kamen in eine typisch für Indonesien gebaute Kirche und dann in ein sehr schönes Kloster mit einer großräumigen Terrasse, wo wir den Guardian, Bruder Norbert, trafen. Die Gummibäume gaben einen wunderschönen Schatten und der Ausblick auf die grünen Reisfelder war atemberaubend. Wir sind mit Bruder Norbert im Kloster geblieben und Bruder Martinian fuhr Schwester Toma zu ihren Mitschwestern, die einige Meter weiter wohnen. Bruder Norbert hat uns über die 36 Stationen erzählt, die er und noch ein Mitbruder täglich besuchen sollen. In der Pfarrgemeinde selbst sind 7000 Gläubige. Wir haben Zimmer bekommen, wo wir uns nach dem Mittagessen etwas ausruhen konnten. Für mich war natürlich das Zimmer mit dem größten Bett. Ich war positiv überrascht, wie gut alles geordnet war und vom Bad mit europäischer Einrichtung (Dusche, Toilette, alles) – hier mitten im Dschungel???? Ja wohl!!! Nach dem Essen habe ich aber verstanden, warum in Indonesien keine richtigen Duschen gemacht werden. Wenn kein Druck von den Wasserpumpen kommt, dann kommt aus der Dusche kaum Wasser. In dieser Situation ist es besser, einen Schöpfer zu verwenden.
Noviziat der Schwestern Bevor wir nach Tumbajae weiterfuhren, sind wir zu den Schwestern aus Reute gegangen, um Schwester Toma abzuholen. Sie hat mit ihren Mitschwestern über die Geschichte der Franziskanerschwestern in Indonesien geschrieben, deshalb werde ich an dieser Stelle nicht weiter darüber berichten. Der Klosterkomplex ist wirklich sehr groß. Das Noviziat, wo zurzeit 8 Schwestern wohnen, ist durch exotische Pflanzen vom Rest abgetrennt. Die Magister-Schwester ist aus Indonesien. Die Schwestern im Noviziat werden hier zwei Jahre ausgebildet, bevor sie zu den Gelübden zugelassen und auf andere Klöster, vor allem auf Nias, verteilt werden. Neben dem Noviziat gibt es auch ein Krankenhaus und eine Hauptschule. Nach dem Kaffeetrinken sind wir weiter nach Tumbajae gefahren, wo sich ein weiteres Kapuzinerkloster noch weiter im Dschungel befindet.
Tumbajae Bis nach Tumbajae sind wir noch eine Stunde gefahren. Hier wollten wir übernachten. Der Weg war wieder sehr schlecht. Als wir in den Ort kamen, mussten wir wieder, wie gewohnt, die ganze Ortschaft durchqueren, bis wir das Kloster und die schöne Kirche erreichten. Der Weg dorthin war mit vielen Löchern überseht, wie Schweizer Käse. Herzlich aufgenommen hat uns Pater Teofil, der letzte von 5 Deutschen, die in Sibolga tätig sind. Das Kloster ist im gleichen Stil erbaut wie die anderen zwei. Schwester Toma haben wir bei ihren Mitschwestern gelassen, die hier ein großes Krankenhaus, ein Mädcheninternat und einen Kindergarten leiten. Die Brüder in Tumbajae sind zu zweit und betreuen 30 Stationen, die zur Pfarrgemeinde Tumbajae gehören. Um 20:00 Uhr hatten wir Gottesdienst in der Batak-Sprache, das ist die größte Bevölkerungsgruppe auf Sumatra. Natürlich habe ich nichts verstanden, aber ich war von der Anwesenheit von 30 Kindern, klein und groß, beeindruckt. Ein kleiner Bubenchor hat nach der Kommunion ein Lobeslied in der Batak-Sprache gesungen.
Tarutung Bolak Auf dem Rückweg haben wir die Brüder in Tarutung Bolak besucht. Sie sind nur 3 und betreuen in der Gemeinde in Sidempaun ca. 1500 Gemeindeangehörige. Wenn man die 39 Stationen dazurechnet, betreuen sie insgesamt 7000 Katholiken. Bolak ist der Ort, wo Albert und Leonhard mit ihrer Missionstätigkeit angefangen haben. Leonhard hat die Kirche und die Plantagen für Palmöl gebaut. Von den 150 Hektar waren 100 schon bebaut, 50 müssen noch bebaut werden. Der junge Bruder Karl kümmert sich heute um die Plantagen. Er ist Ingenieur. Die anderen 2 Brüder kümmern sich um die Stationen. Während die Kirche wunderschön ist, benötigt das Kloster dringend eine Renovierung. Seit der Zeit der Holländer wurde es nicht mehr renoviert. Das Kloster befindet sich in einem sehr armen Viertel und ist genauso sanierungsbedürftig wie alle anderen Gebäude hier in der Gegend. Am Nachmittag haben wir uns von den 3 Brüdern verabschiedet. Zufrieden von den zahlreichen Eindrücken vom Tag aber müde vom heißen Wetter und dem schlechten Weg sind wir nach Sibolga zurückgekehrt.
Parapat Nun waren wir am 25. Tag seitdem wir Südtirol verlassen hatten und nach Indonesien geflogen sind. Es war Zeit, dass wir nach Hause fahren. Am Morgen nach dem Gottesdienst haben wir uns von Provinzial Metodius und allen im Pfarrhaus verabschiedet. Der Abschied war kurz, weil wir wussten, dass wir uns bald wiedersehen. Zu meinem großen Erstaunen hatte Bischof Ludovikus uns sein Auto, einen Jeep Ford, freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Auf dem Weg wurde mir klar, warum wir so ein leistungsfähiges Auto brauchten, der Weg war sehr schlecht, voller Löcher und vom Regen beschädigt und zerstört.
Unser erster Halt auf dem Weg nach Medan war Parapat mit kurzer Mittagspause und einem Besuch bei den Novizen.

15. Parapat. Der See Tago und die Insel TukTuk
Parapat ist eine kleine Gegend am großen See Toba. Das Kloster, wo sich die jungen Brüder für das Leben in Bruderschaft im Geiste vom Hl. Franziskus vorbereiten, liegt an einem wunderschönen Ort, mit atemberaubender grüner Natur und mit schönem Blick auf den See. Zuerst hat uns der Guardian empfangen, der sich zu unserem Erstaunen in den Sprachen Italienisch und Deutsch mit uns verständigen konnte. Später schlossen sich uns 2 Novizenmeister an. Die Novizen sind insgesamt 33; 14 aus der Provinz Medan und 9 aus Sibolga. 

Wie bisher überall in Indonesien habe ich auch hier eine Mischung aus Lachen, Angst und Ehrfrucht durch meine Körpergröße geweckt. Nach dem feierlichen Mittagessen haben wir uns vor der Statue der Hl. Mutter Maria für ein gemeinsames Foto versammelt. Es ist ein lustiges Foto geworden, ich „der Goliat“ in der Mitte der kleinen Novizen. Nach dem Mittagessen haben wir uns verabschiedet und uns auf den Weg zur Insel Samosir im See Toba begeben.
Nach einer Stunde Fahrt mit der Fähre kamen wir auf Samosir an. Die Gegend heißt Tuk Tuk. Hier hat der Stamm Batak, der heute auf Sumatra wohnt, seinen Ursprung. Typisch für die Wohnungen hier sind die hohen “bootartigen” Dächer. Auch die Kirchen hier zeichnen sich dadurch aus.
Der See auf der Insel ist ein großes Naturwunder. Er liegt auf 900 Metern Höhe, in der Mitte zwischen Sibolga und Medan in Nordsumatra. Der See befindet sich im Krater eines riesengroßen Vulkans und ist 300 Meter tief – ein atemberaubendes Wunder der Natur und der Liebe Gottes.
Hier übernachteten wir, bevor wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Nagahuta begaben, wo wir die Studenten der Theologie besuchten. Wir hofften, dass wir gut schlafen werden, ungestört von der Livemusik, die der ganzen Seeküste entlang zu hören ist. 

16. Siamtar Theologie, Alverna Philosophie. Provinzialat Nagahuta
Nach dem Frühstück auf der Insel Tuk Tuk haben wir die Fähre nach Parapat genommen, um unseren Kapuzinernachwuchs in Siamtar zu besuchen.
Siamtar ist eine sehr große Stadt. Mein Eindruck war, dass es noch größer als Sibolga ist. Man kann den Geist der großen asiatischen Städte hier spüren: viel Hektik und Verkehr. Bruder Martinian kannte ein chinesisches Restaurant, wo wir auch zu Mittag gegessen haben. Wir wurden freundlich empfangen und mit Suppe, Reis, Gemüse, Hühner- und Rindfleisch köstlich bewirtet.
Theologische Akademie Nach dem Mittagessen haben wir die Theologische Akademie besucht, wo Kapuziner aus allen drei Provinzen (Medan, Sibolga und Pontanak) wohnen und studieren. Wir haben nur den Guardian, einen von den Formatoren (und 3 von unseren 7 Studenten aus Sibolga getroffen. Insgesamt studieren hier über 30 Personen. Sie sind eine bunte Mischung aus Franziskanern, Minoriten, vom diözesanen Seminar und Karmeliten. Einer von den Studenten hat uns die Räumlichkeiten gezeigt. Jeder hat sein eigenes Zimmer. Die Räume, in denen der Unterricht stattfindet, befinden sich in einem einstöckigen Gebäude. Auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes befindet sich eine katholische Schule und das Kloster der Schwestern aus Reute.
Philosophie – Alverna 3 Kilometer von der Theologischen Akademie entfernt, befindet sich ein Komplex namens Alverna, mit den Klöstern der Franziskaner und Minoriten, dem Gebäude der diözesanen Seminaristen und unserem Kapuzinerkonvent, wo die jungen Philosophie-Seminaristen leben. Hier führen drei geistliche Orden ein friedliches Leben zusammen. Im Vergleich zu den großen Gebäuden der diözesanen Studenten, Franziskaner und Minoriten, sind die der Kapuziner klein und bescheiden, aber sehr gemütlich. Hier haben wir 5 Professoren kennengelernt, die alle aus Sibolga kommen und Philosophie unterrichten. Die Studenten kommen aus Medan, Sibolga, Pontanak und seit einem Jahr aus Timor, wo die Kapuziner aus Portugal erst seit ein paar Jahren präsent sind. Der Konvent der Kapuziner ist klein, er besteht aus vielen kleinen einstöckigen Gebäuden, „Mikrokonventen“, die franziskanische Namen haben wie Grecio, Rimini, Rieti etc. Es wohnen 4 Brüder in einem Mikrokonvent. In der Nähe der Mikrokonvente breitet sich ein paradiesischer Garten aus. Man sieht riesengroße Kokospalmen, aus denen man auch Öl zum Kochen herstellt. Hinter dem Palmenwald liegen ganz viele künstliche Teiche, wo die Brüder Fische züchten. Es gibt verschiedene Fischsorten, diejenigen, die sehr wertvoll sind, sind rot. Sie werden im größten Teich gezüchtet. In der Mitte dieser Teichplantage befindet sich ein Holzhaus, eine Holzbrücke führt dahin. In diesem Haus wird das Futter für die Fische aufbewahrt.
In der Nähe befindet sich noch eine Ananasplantage. Die Kokospalmen, die Fische und die Ananasplantage sind die Haupteinnahmequellen für die Brüder. Jeden Montag verkaufen sie Fische, Ananas und Kokosöl und sorgen damit für ihren täglichen Lebensunterhalt.

17. Provinzialat der Provinz Medan – Nagahuta
Nagahut ist auch ein Viertel von Siamtar. Hier wohnen vor allem Muslime. Hier befindet sich das Provinzialat der Provinz Medan. Es besteht nur aus einem einstöckigen Kloster mit Räumen, der für die in der Provinz tätigen Brüder und Schwestern. Dem Kloster gegenüber befindet sich ein sehr großes Ausbildungshaus, das für geistliche Übungen zur Verfügung steht.
Das Kloster ist von einer wunderschönen Natur umgeben, die für ein echtes Leben im Geiste von St. Franziskus einstimmt. Hier arbeitet die Natur im Dienste der Brüder, alles was hier wächst, Kokospalmen, Obst, Kaffee dient den Brüdern als Einnahmequelle.
Wir haben im Provinzialat übernachtet und dort auch den Geburtstag von 3 Brüdern gefeiert. Am Tag danach haben wir uns dorthin auf den Weg gemacht, wo meine Mission in Indonesien angefangen hat: Sikebene.

18. Sikebene, wieder bei den Schwestern Klarissen
Nach dem Frühstück in Nagahut haben wir uns auf den Weg nach Sikebene gemacht. Der Weg war in gutem Zustand. Ich wusste nicht, wohin wir fahren, wir haben unserem Fahrer Julius vertraut. Wir sind mit einer Stunde Verspätung in Sikebene angekommen, da wir an einer Kreuzung in die falsche Richtung gefahren sind. Die Schwestern haben uns sehr herzlich empfangen und uns mit vielen Leckereien bewirtet. Schwester Agnesa und die 82jährige Schwester Johanna haben dafür gesorgt, dass uns beim Mittagessen nichts fehlt. Schwester Johanna ist die erste Missionarin aus Deutschland, die bei der Gründung des Ordens der Klarissen und deren Kloster in Indonesien mitgewirkt hat. Nach dem Mittagessen haben wir uns für ein Nickerchen zurückgezogen.
Um 16 Uhr haben wir in der guten Gesellschaft der Schwestern Kaffee getrunken. Sie hatten erfahren, dass ich mein 25-jähriges Ordensjubiläum feiere und haben zu meiner Ehre ein festliches Abendessen mit vielen Leckereien organisiert. Sie haben ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Kulturprogramm veranstaltet mit traditionellem Tanz aus Batak, aus Nias und Nordbatak. Am Ende habe ich mich bei allen für die Gastfreundschaft und für den herzlichen Empfang bedankt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich mich in Indonesien verliebt habe und dass die Hälfte meines Herzens hier bleibt. Die andere Hälfte brauche ich für Madagaskar, weil wir auch da Missionen haben. Ich habe mich am Ende mit einem Lied bei allen bedankt.
So habe ich meine erste Missionsreise beendet: Indonesien. Sampaj jumpa.
Zusammenfassung
Die Brüder in Sibolga leben sehr bescheiden, völlig im Geiste des Heiligen Franziskus. Es gibt keinen Unterschied zwischen deren Lebensstandard und jenem der Einheimischen. Die Klostereinrichtung ist sehr bescheiden, nur das Notwendigste ist vorhanden, ähnlich wie die Wohnungen der Einheimischen. Man stellt fest, sie sind noch nicht vom Konsumwahnsinn besessen wie wir hier in Europa und Amerika. Man sieht klar die Umsetzung der Regel der Kapuziner: „nicht das Maximum von dem was erlaubt ist, sondern das Minimum vom Allernotwendigsten.“ Die Brüder leben in so bescheidenen Verhältnissen, dass die Einheimischen keinen Anreiz dafür finden, ihre Kinder in den Orden zu schicken. Nichtsdestotrotz genießen sie vollen Respekt unter den Leuten aufgrund ihrer Hingabe und guten Arbeit.
Für einen Europäer wie mich war der erste Eindruck am Flughafen, dass alle hier Jeep fahren: Toyota, Mitsubishi, Daihatsu oder Motorräder wie Honda, Kawasaki, Yamaha. Und bei mir entstand gleich die Frage, wo ist denn hier die Armut? Die Autos sind hier aber kein Luxus sondern eine Notwendigkeit, man braucht stabile und robuste Autos, die den schlechten Infrastrukturbedingungen entgegenhalten können. Die schlechte Infrastruktur muss unbedingt in Acht genommen werden, wenn wir uns für die Finanzierung von Autos für die Brüder entscheiden würden. Hier wird mit allen Finanzierungen sehr sparsam umgegangen. Einerseits brauchen die Kapuziner finanzielle Hilfe, andererseits machen sie selber alles Notwendige, um für ihr tägliches Brot zu sorgen. Sie organisieren Kokos-, Ananas- und Fischplantagen. Mit davon erwirtschafteten Mitteln finanzieren sie das Noviziat und das Studium der in den Orden neu eingetreten Brüder.
Trotz aller Schwierigkeiten und der Armut sind die Brüder zahlreich, jung und voller Motivation, Hingabe und Hilfsbereitschaft. Die Brüder und die Schwestern aus Deutschland und Südtirol haben sehr gute Arbeit geleistet. Sie haben gute Strukturen eingeführt, die jetzt Frucht bringen, unter anderem viele geistige Berufungen. Wir können die Brüder hier unterstützen, indem wir bei der Realisierung ihrer Projekte finanzielle Hilfe leisten. Sie sind noch jung und teilweise unerfahren, hier sind sie auf unsere jahrelange Erfahrung angewiesen. Viele von den Mitbrüdern haben in Italien und Deutschland studiert, aber sie sind jung und es fehlt ihnen an Erfahrung. Viele Mitbrüder aus Indonesien waren schon einmal als Missionare auf Madagaskar oder Fodo tätig oder auf anderen Inseln. Viele kommen zurück, weil sie hier vor Ort in der Heimat behilflich sein wollen.
Für uns ist die Mission heute vor allem Solidarität und finanzielle Unterstützung, bei dem was schon gebaut und etabliert wurde. Ich lade euch Mitbrüder herzlich ein, euch für die Missionen einzusetzen und gemeinsam unsere Mitbrüder in Indonesien zu unterstützen. 

Br. Christoph Kurzok

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